Was hat man sich nicht alles versprochen vom Internet als Meer des Wissens, in dem sich die Intelligenz in Schwärmen tummelt. Zumindest wenn es um die Demokratie hierzulande geht, überwiegt angesichts des zum Dauerzustand werdenden Schiffbruchs der Piraten die Skepsis, ob das Medium allein die Grundlage für eine Erneuerung des politischen Diskurses und der Entscheidungen sein kann.

Gerade die von den Parteien wegen der niedrigen Kontaktschwellen hoch gepriesenen Sozialen Netzwerke entwicklen sich mehr und mehr zur Bühne für politikverdrossene Demagogen und gezielter Desinformation. Speziell wenn es um die ohnehin für die breite Mehrheit der Bevölkerung nahezu undurchschaubare Ebene der EU-Politik geht, verbreiten sich selbst die abgedrehtesten Verleumdungen wie ein Lauffeuer.

http://www.taz.de/EU-Reform-des-Saatgutrechts/!115202/

Der Eurokratie traut man eben alles zu - und wer schaut da schon zweimal hin. Politisch interessierte Kreise schlachten dabei die nahezu grenzenlosen Ignoranzpotentiale des Anti-Europa-Populismus gnadenlos aus:

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/01/30/eu-fordert-buerger-zu-verstaerkter-spitzel-taetigkeit-auf/

Diese gelegentlich schon bizarren Triumphe des massenhaft mulitplizierten gefühlten Verdachts über die empirischen Gegenheiten setzen sich in einem Tempo fort, mit dem zumindest die etablierten Träger des politischen Systems kaum mithalten können.

Man fühlt sich an den Versuch erinnert, das Meer mit einem Löffel auszuschöpfen.

Das ist hier die Frage. Die Antwort war letztendlich doch ein zögerliches, experimentierendes Ja.

Auf der einen Seite steht das Abschreckende, der selbstgefällige Verbalausverkauf 2.0, dem man als Blogger - als Fortsetzung von Facebook mit anderen Mitteln - wohl oder übel huldigt. Schließlich habe ich lange genug die Jünger des Connectivity-Kultes geschmäht und stehe dazu, die kulturtechnischen Neuerungen der Netzwelt nicht übermäßig schnell in Herz geschlossen zu haben. Auf den Zug der blogger aufzuspringen, stellt insofern eine kleine Kapitulation dar.

Andererseits schreibe ich einfach gerne und habe mich in den vergangenen Monaten immer wieder bei dem Gedanken ertappt, dass mir für meine halbprivaten Interessen und Gedankengänge das richtige Medium fehlt.

Worum soll es gehen? Um alles, was mein Leben bislang so zu bieten hatte - um Gedanken zu Politik und Medien, Nachdenkliches über Zukunft und Vergangenheit sowie allerlei Skurilles, schließlich habe ich einen Ruf zu verlieren.

Also wage ich den Versuch und will mich auf diesen Seiten dem ganzen Radius meines Interessenhorizontes widmen. Wenn dabei Wissens- und Lesenswertes herauskommt oder es gelingt, einfach nur ein paar nachhaltige Gedanken und Erinnerungen zu konservieren, wäre das ja schonmal ein Anfang.